von Monika S.
„Und plötzlich machte es KLICK !
Ich bin nun Ende 30, lebe glücklich verheiratet mit vier tollen, kleinen und schon großen Kindern (+einem erw. Gastkind) und unseren vierbeinigen Familienmitgliedern, in unserem schönen Zuhause, etwas außerhalb von Köln.
Ich habe immer omnivor gelebt. Da ich auf dem Land wohne, fielen mir aber immer ein paar Details auf,die mich stutzig machten. Warum stehen immer weniger Kühe auf den Weiden? Warum sind diese niedlichen Kälber in kleinen Boxen neben dem Kuhstall eingepfercht, wo ihre Mütter gleich nebenan im Stall stehen und laut muhen?
Hier in dieser ‚heilen‘ Welt, in der ich meine Milch direkt beim Bauern kaufe und das Fleisch natürlich auch. Ohne ‚Massentierhaltung‘. Und warum dürfen die Schweine auch dort nicht auf die Weide? (Schweinepestverordnung!) Und warum bekomme ich beim Thematisieren dieser Beobachtungen, bei Freunden und Verwandten, immer wieder zu hören: Hier ist alles super, von glücklichen Hühnern, Schweinen, Kühen….. Das passt doch alles nicht.
Ich fühlte das Unglück der Tiere. Mir fiel auf, dass ich beim Grillen doch lieber Salate und Gemüse aß, als Fleisch und auch wenn unser Gefrierschrank immer reich mit Fleisch gefüllt war, dank der letzten Schlachtungen beim Bauern, so kam es dort nicht mehr raus, weil ich meistens ohne Fleisch kochte.
So musste es wohl kommen, dass ich beim durchblättern der Zeitungswerbung auf die billigen Bioeier eines Großhandels stieß und mich kurzentschlossen im Internet darüber informieren wollte. Das war die Stunde der Wahrheit für mich. Ich habe bis heute noch keinen dieser aufklärenden Filme (wie Earthlings, Meet your meat) geschaut, mir reichten all diese in Worte gefassten Informationen um vegan zu werden.
Von heute auf morgen. Danke an Peta,Vegan Gesund etc.an dieser Stelle.
Ich fühlte und fühle keinen Verzicht. Ich freue mich über all das Neue, was vorher nicht auf meinem Speiseplan stand. Sicher habe ich vieles gekauft und probiert, was mir geschmacklich nicht zusagt, aber das geht allen Fleischessern auch so. Es gibt köstliche, einfache Gerichte, z.B. Lauch-Linsen, Linsenbolognese, die Groß und Klein schmecken, fettarm aber nährstoffreich sind. Ich suche mir immer wieder Rezepte im Internet raus, manchmal bei chefkoch.de mit der Suche ‚vegan‘, oft einfach über google, wo viele Veganer schon massig tolle Rezepte eingestellt haben. Unsere Lieblingsrezepte schreibe ich in ein Buch.
Ich dachte nun, DAS ist es, was ich brauchte,es machte mich glücklich, meine große Familie und mich tierleidfrei zu bekochen.
Die Kehrseite: Ich bekomme sooo sooo viel Unangenehmes, soviel Kontra aus dem Familien- und Bekanntenkreis zu hören, dass ich tagtäglich kämpfen muss. Das habe ich nicht gekannt und erwartet. Für mich ist klar, dass es Unrecht ist Konsument=Auftraggeber für Tierleid zu sein. Das habe ich nun gelernt und möchte auch andere ans Nachdenken bringen, dazu ermutigen, sich zu informieren.
Meine kleinen Kinder sollen ganz selbstverständlich vegan aufwachsen, was für die Kleinen interessanterweise auch einleuchtend und normal ist. Doch immer wieder muss ich den Erwachsenen in der Familie erklären, dass bei uns keine tierischen Produkte mehr verzehrt werden. Das soziale Umfeld ist für mich die eigentliche Herausforderung vegan zu leben. Selbst mit Menschen, mit denen ich noch nie gemeinsam gespeist habe, gerate ich aneinander, obwohl ich ihre Ernährungsweise toleriere.
Mittlerweile musste ich mir so ziemlich alle typischen Sprüche zum Vegansein anhören und bereite mich tatsächlich mit dem Leitfaden für Diskussionen vom vebu auf mögliche Blödheiten meiner Mitmenschen vor. So hatte ich mir meine doch nun komplett heile Welt nicht vorgestellt. Plötzlich muss man Ernährungsexperte werden, um anderen klarzumachen, dass sie sich nicht um uns sorgen müssen, ob wir denn auch eine ausreichende Nährstoffversorgung haben. (Besser als die der meisten, die ich im Umfeld habe!… denke ich, behalte es aber für mich.)
Ich finde es äußerst leicht, vegan zu essen, aber äußerst schwer, in der omnivoren Gesellschaft nicht zum Opfer zu werden. Zum Glück haben wir keinen Kannibalismus….also werden sie mich nur quälen und nicht verspeisen 😉
Meinem Körper tat die Umstellung nebenbei auch noch gut, mein Gewicht reduzierte sie noch etwas, auch wenn ich nicht übergewichtig war. Aber ein paar Pfunde der letzten Schwangerschaft hatten sich noch auf den Hüften gehalten. Mein Appetit auf Süßes war nach den ersten Wochen der Umstellung komplett weg und das finde ich sehr auffällig, darüber staune ich immer wieder. Egal was ich vor die Nase bekomme, selbst bei Stress und Hunger kriege ich keinen Appetit auf Süßes. Weder vegane Schokolade, noch Marmelade, vegane Gummibären oder ähnliches können mich reizen. Ich habe solche Produkte nie in Mengen gegessen, aber in bestimmten Situationen genascht oder auch Verlangen danach bekommen.
Ebenfalls zum Positiven hat sich die Verdauung verändert, sind ja auch noch mal mehr Ballaststoffe, die ich nun esse.
Ich bin so begeistert von der veganen Ernährung und den vielseitigen Geschmacksrichtungen, dass ich am liebsten ein veganes Geschäft betreiben würde, schön mit kleinem Bistro in dem ich meine leckeren Speisen anbieten könnte und allem was dazu gehört. Leider bin ich nicht aus dem kaufmännischen Bereich und mein Mann, der die Idee auch toll findet und das Fachwissen mitbrächte, steht nicht 100% hinter dem Veganen, so dass ich es als Heuchelei empfinde würde. Nun warte ich also darauf, dass jemand anderes endlich loslegt und die Idee auch dort umsetzt.
Ich kenne das Veganz in Frankfurt und finde es einfach entspannt, dort einzukaufen, ohne doch wieder auf die Zutatenliste schauen zu müssen und sich zu fragen, was denn sonst in der Verarbeitung noch mit Tierleid zu tun gehabt haben könnte. Klasse Umsetzung von Jan Bredack, dessen Buch ich ‚quergelesen‘ habe und mir nebenbei auch noch mehr Bücher von Veganern wünsche.
Und vor allem Bücher für Kinder, die nicht schon vernebeln und die Welt als normal zeigen, in der wir Menschen Herrscher über Tiere sind. Kinder sehen sie als Freunde, zum kuscheln und liebhaben.
Bei dem Thema möchte ich kurz darauf hinweisen, dass wir auch unsere beiden Hunde, eine große Bordeaux-Dogge und einen kleinen Bolonka inzwischen vegan ernähren. Auch hierzu habe ich mich erst ausführlich informiert, was mir noch schwieriger erschien, da ich nicht direkt die Infos über den detaillierten Nährstoffbedarf fand,aber auch da bin ich fündig geworden. Von James E. Peden gibt es das Buch Vegetarische Hunde- und Katzenernährung. Gibt es als PDF beim echoverlag. Darin finden sich viele Infos zum Nährstoffbedarf, sowie Rezepte zum selbstkochen.
Auch fertige Futtersorten gibt es im Handel zu kaufen, z.B. von Benevo. Zur Gesundheit der Hunde in Verbindung mit dem Futter kann ich noch nicht viel sagen, da unsere Hunde erst seit kurzem auch vegan essen. Die Verdauung und Fitness, das offensichtliche Wohlbefinden sind weiterhin super. Wir haben (aus Zeitmangel) zuerst das Biofutter von Yarrah gefüttert, was auch direkt gefressen wurde.
Auch was die Frage nach veganem Hundefutter angeht, musste ich mir blöde Kommentare anhören, z. B. beim Fressnapf in Bonn. Dort hieß es, das führen sie nicht, das wäre unnatürlich! Ich bin fast vom Glauben abgefallen, war ich in dem Laden vorher sogar an Leinen für Ratten vorbeigegangen! Unglaublich! Und Hunden Futter getrocknet oder aus Dosen zu füttern entspricht total der Natur der Tiere…. ist klar.
Ich kann mir nicht mehr vorstellen anders als vegan zu leben und hoffe sehr auf ein breites Umdenken in der Gesellschaft. Für die Tiere, die Menschen und die Umwelt.“