Progressiv

Frage zu Taurin in veganem Hundefutter

Frage:

„Hi Diana, 
ich habe mal ’ne Frage, die du vielleicht beantworten kannst:

Eine Frau, die ihrem Hund [vegane Hundefuttermarke] füttert, hat mir geschrieben, dass bei ihrem Hund ein ganz plötzliches Herzleiden entdeckt wurde, was der Tierarzt auf einen Taurinmangel zurückführt und damit auf das vegetarische/vegane Futter. Der Wert des Hundes ist wohl super niedrig.

Weil ich mir plötzlich unsicher war, habe ich mal nachgelesen, auch auf deiner Seite

Also ist es doch so, dass im Normalfall der Körper des Hundes Taurin selbst herstellen kann? Es wird in der Regel nicht dem Futter zugefügt, richtig? Was hälst du von diesem Fall?“

Antwort:

Hi [Name],

das ist natürlich sehr bedauerlich, liegt aber nicht daran, ob tierisches Material im Futter ist oder nicht, sondern am Tauringehalt.

Auch Futter mit Fleisch wird Taurin häufig zugesetzt, da Taurin nur in bestimmten Organgeweben vorkommt, aber nicht überall und generell im Fleisch.

Außerdem können die meisten Hunde Taurin aus Cystein und Methionin biosynthetisieren. Manche können dies aber nicht bzw. nur in geringem Ausmaß; das ist vor allem rassespezifisch bedingt (Dobermänner, Irish Wolfhounds, Deutsche Doggen, Cocker Spaniel neigen zu Taurinmangel und profitieren von einem Zusatz).

Es gibt aber auch vegan ernährte Hunde, die zur Risikogruppe „Taurinmangel“ gehören, kein zusätzliches Taurin erhalten und deren regelmäßiger Check beim Tierarzt dennoch ihre (Herz-)Gesundheit belegt.

Gleichzeitig ist vor allem bei konventionell ernährten, großwüchsigen Hunden (die zu Taurinmangel und Herzleiden neigen) plötzlicher Herztod in relativ jungen Jahren, d.h. mit 6 oder 8, eine bekannte Todesursache.

Man kann beim Thema „Hund, Veganismus und Taurinbedarf“ also nichts verallgemeinern. Man muss regelmäßig tierärztlich überprüfen lassen, wie es dem individuellen Hund geht, egal, ob er vegan ernährt wird oder nicht.

Das bedeutet:

Mindestens einmal im Jahr, besser zweimal, einen Bluttest, Urintest [Ist der Urin sauer genug? – Falls nicht, kann das zu Harnwegsproblemem führen oder auf Nierenprobleme hinweisen], Zähne überprüfen und das Herz abhören lassen – das ist eigentlich der Standard-Check, den jeder Hundevormund mit seinem Hund machen lassen sollte, unabhängig von der Ernährungsform.

Man kann nicht davon ausgehen, dass mit Fleisch auf einmal alles gut ist; das wäre sehr vereinfacht gedacht.

Um herauszufinden, wie es dem Hund geht, mit egal welchem Futter, tierisch oder pflanzlich, muss man ihn mindestens einmal im Jahr durchchecken lassen – hätte man das gemacht, hätte man sein Herzleiden und seinen geringen Taurinwert schon früher entdeckt und hätte das Futter durch Taurin ergänzen können.

Fast 100%iges Taurin (nicht ganz 100%, da in der Regel mit mineralischem Trennstoff versehen) lässt sich in jedem gut sortierten Zoofachhandel kaufen.

Um bei dem Hund, der in meinem Haushalt lebt, sicher zu gehen, gebe ich 1 mal pro Woche 1 Messlöffelchen Taurin ins Futter.

Ich mache ihr auch immer mal wieder selbstgemachtes Futter mit Vegedog; denn Vegedog enthält Carnitin, Taurin, und sogar Arachidonat, obwohl v.a. Arachidonsäure nur für Katzen essentiell wäre. (James Peden hat sich bei der Rezeptur von Vegedog und Vegecat Gedanken gemacht.)

Wenn Zweifel über das Vorhandensein von Taurin im Futter bestehen und man davon ausgeht, dass der Hund von Taurin profitieren würde, fragen Sie beim Futtermittelhersteller Ihrer Wahl nach.

Aus meiner Sicht liegt die Verantwortung für das Herzleiden bei der Halterin. Egal, wie sie den Hund ernährt, sie muss dafür sorgen, dass er keinen Mangel erleidet. So ein Mangel entsteht schließlich nicht von heute auf morgen;

1. ist dieser Mangel durch die Halterin verschuldet, die ihn leider nicht vorzeitig entdeckt hat (Man muss sich fragen: warum nicht? Hat sie die Werte nicht überwachen lassen?)

2. hätte man ihn – auch bei veganer Ernährung – ganz einfach verhindern können, indem man Taurin im Falle eines individuell erhöhten Bedarfs ergänzt.

Dass der Tierarzt den Taurinmangel auf das vegane Futter schiebt und nicht auf das Versäumnis der Halterin, finde ich sehr bedauerlich.

Egal, wie Sie Ihren Hund/ Ihre Katze ernähren, sorgen Sie bitte dafür, dass die Tiere keinen Nährstoffmangel erleiden müssen. 
Vor allem Menschen, die die in ihrer Obhut lebenden Tiere vegan ernähren, sollten verstärkt darum besorgt sein, dass kein Nährstoffmangel entsteht –

1. für das individuelle Tier und 
2. für das Ansehen der veganen Ernährung im Allgemeinen.

Es macht keinen Sinn, einzelnen Futtermittelherstellern oder der Ernährungsform die Schuld zu geben. Es macht viel mehr Sinn, sich zu fragen, was man selber hätte besser machen können und das liegt hier ja eigentlich auf der Hand.

Liebe Leser, bitte lernen Sie aus den Fehlern anderer Hundehalter und informieren Sie sich regelmäßig über den Gesundheitszustand Ihrer Tiere. Jedes Tier hat einen individuellen Nährstoffbedarf, der sich durch vegane Ernährung optimal decken lässt.

Scheuen Sie nicht den Gang zum Tierarzt und eine regelmäßige Überprüfung der Blutwerte und des Herzens. Auch bei konventioneller Ernährung kommt es zu Krankheiten und Mangelerscheinungen.

Bei jeder Ernährungsform haben die menschlichen Halter die Möglichkeit, einem Mangel entgegenzusteuern.

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