„Vegetarisches Hundefutter ?! Der Hund braucht tierisches Protein. Ohne tierisches Eiweiß geht es nicht.“
Dieses als Argument getarnte Halbwissen reicht leider meistens völlig aus, um jede weitere Diskussion sehr zu erschweren.
Die Mythen über die Hochwertigkeit von tierischem Eiweiß und die Minderwertigkeit von pflanzlichem Eiweiß sitzen so tief, dass jede Argumentation vor allem anderen auf offene Ohren treffen muss. Eine Forderung nach veganer Hundeernährung ist den meisten Mitmenschen leider noch suspekter.
„Vegetarisches Hundefutter, schön, das kann ja noch tierisches Eiweiß durch Milch und Eier enthalten – aber so ganz „ohne“, wie soll das lange gut gehen ?“
Schauen wir uns die Fakten an.
Proteinbedarf
Alle Tiere haben einen spezifischen Bedarf an Aminosäuren (Hunde brauchen 10 verschiedene) und somit an einer bestimmten Menge Stickstoff.
Es gibt 10 essentielle Aminosäuren für den Hund. Diese sind:
- Arginin
- Histidin
- Isoleucin
- Leucin
- Lysin
- Methionin
- Phenylalanin
- Threonin
- Tryptophan
- Valin
All diese für den Hund essentiellen Aminosäuren kommen in reichlicher Menge in Pflanzen (und nicht nur in Tieren und Tiersekreten) vor. Protein kann als Energiequelle genutzt werden, wenn Kohlenhydrate (welche die Nieren nicht so schwer belasten) nicht verfügbar sind und werden genutzt um verschiedene Körpergewebe aufzubauen. Sie helfen dem Hund insbesondere dabei, seine Muskelmasse aufrechtzuerhalten.
Die erste Frage vieler Leute über vegane Hundeernährung lautet:
„Woher kriegt der Hund sein Eiweiß (Protein) ?“, womit sie implizieren, dass Proteine in Pflanzen nicht vorkommen würden.
Sie machen den Fehler von Pflanzenbestandteilen (z.B. Gemüse, Saaten, Früchte und Körner) als Kohlenhydratquelle und Fleisch, Milch und Eiern als Proteinquelle zu denken. Protein, bzw. Aminosäuren und somit Stickstoff kommen in vielen verschiedenen Nahrungsquellen vor – und zwar nicht zu knapp in pflanzlichen. Da sich pflanzliches Eiweiß (vor allem aus verschiedenen Sorten von Hülsenfrüchten und Getreide) durch bestimmte Prozesse sehr gut isolieren und konzentrieren lässt, muss eine vegane, eiweißreiche Ernährung nicht notgedrungen auch kohlenhydratreich sein.
Woher stammt das pflanzliche Protein?
Der Großteil stammt aus Soja, Weizengluten oder Maisgluten. Wer Probleme mit Gluten hat oder glaubt, dass sein Hund Probleme mit sowohl Gluten als auch Soja haben könnte oder wem Soja zu fetthaltig ist, kann auf z.B. auchLupine umsteigen. Lupinen sind unsere lokalen „Sojabohnen“ – nur, dass sie weniger Pflanzenöstrogene enthalten, worauf vor allem hormonsensibleMenschen manchmal reagieren. Sie sind verwandt mit der Erbse und der Sojabohne und man kann sogar sehr leckeren Seitan und/oder vegane Hundewurst aus ihnen herstellen. Wer sowohl Soja als auch Gluten verteufelt, muss also noch ein Argument gegen Lupinen finden, denn Hundefutter aus Lupinen wird bereits hergestellt und gut vertragen (siehe Canigourmet’s sojafreie Hundewurst; sehr empfehlenswert, v.a. da das taurin- und arachidonathaltige VegeDog eingearbeitet ist). Mit dem Umstieg auf Lupinen-Eiweiß würde sich auch das paradoxe Regenwaldargument erübrigen; paradox, da die die meisten deutschen Bio-Soja-Produkte nicht den Regenwald auf dem Gewissen haben, sondern verstärkt in Österreich und anderen Ländern der E.U. angebaut werden.
Eine weitere Alternative wäre Erbseneiweiß und andere Eiweiße aus zahlreichen Hülsenfrüchten und Getreiden, die seltener angebaut werden und aus denen seltener eiweißkonzentrierte Produkte hergestellt werden. Selbst Protein aus Kartoffeln ist sehr leicht überalle zu bekommen.
Hinzu kommen zahlreiche andere pflanzlichen Extras, die man dem Hundefutter als Abwechslung beimengen kann und die ebenfalls Eiweiß enthalten.
„Mein“ Hund, der sich soweit wie möglich selbst gehört, liebt Brokkoli, Nüsse, Lupinen, Schälerbsen, Kichererbsen, Kartoffeln, Karotten… die Liste ist lang und Soja und Gluten werden ebenfalls regelmäßig gegessen und gut vertragen. Die Hysterie um Soja- und Glutenunverträglichkeit ist ein wenig übertrieben, denn in der Regel lassen sich durch eine abwechslungsreiche Ernährung auch bei Nichtmenschen Unverträglichkeiten vermeiden.
(Die armen Ratten, die in dem berühtem Anti-Soja-Experiment Krebs entwickelt haben, haben nichts außer Sojamehl zu fressen bekommen; ein vernünftige vegane Hundehaltung besteht aber aus mehr als Sojamehl und Kerkerhaft.)
Warum Rohkost-Fleischfutter keine gesunde Alternative für Tierfreunde darstellt.
Wir wollen natürlich alle nur das Beste für unsere Schützlinge. Einige von uns wollen aber außerdem noch das Beste für alle anderen Tiere. Daher entdecken immer mehr Tierfreunde vegetarisches Hundefutter, interessieren sich kurz darauf auch für vegane Hundeernährung und fragen sich:
„Wie pflanzlich ist mein vegetarisches Hundefutter eigentlich?“
Zur veganen Hundeernährung ist es kein großes Schritt mehr, wenn man einmal die Grundlagen verstanden hat und erlebt, wie gut es dem eigenen Schützling mit rein pflanzlicher Kost geht.
„Und was ist mit den Enzymen in Rohkost bzw. rohem Fleisch ?“
Teilweise vertragen Hunde auch rohe Pflanzen, es werden aber gekochte empfohlen. Beim Kochen werden sämtliche Enzyme abgetötet; egal ob pflanzliches oder tierisches Futter.
Ebenfalls abgetötet werden aber auch einige Pathogene, die vor allem in ungekochten tierischen Produkten und v.a. in Fleisch reichlich vorhanden sind. Inwieweit gekochtes versus ungekochtes Futter insgesamt Sinn macht (egal ob pflanzlich oder tierisch), muss also noch erforscht werden. Beides hat Vor- und Nachteile.
Offensichtlich ist, dass nur veganes Tierfutter tierfreundlich ist.
Veganes und vegetarisches Hundefutter können Sie durch die Gabe von Enzymen auf denselben enzymatischen Stand bringen wie rohes Fleisch. Diese Enzymgabe ist aber kein Muss. Genau wie Menschen mögen Hunde gekochte (vegane) Nahrung eigentlich sehr gerne und können, wenn diese eine hohe Qualität vorweist, auch sehr alt damit werden. Kaufen Sie ein paar verschiedene Proben vegetarisches Hundefutter; diese gibt es in verschiedenen veganen Versandhäusern sehr günstig ab 1 Euro. So finden Sie ohne große finanzielle Verluste sehr schnell heraus, ob Ihr Hund ein vegan-vegetarisches Hundefutter mag und verträgt. Mein persönlicher Empfehlungsschwerpunkt liegt bei Benevo, Vegusto, Canigourmet und (für noch mehr Abswechslung und Frischegarantie, sowie deutlich geringere Kosten) selbstgemachtem Hundefutter mithilfe von VegeDog.