Im Interview: Annika vom Futterservice Fulda, (Onlineshop für veganes Tierfutter) im exklusiven Interview mit Diana von Vegane-Inspiration.com.
Über vegane Hundeernährung, vegane Katzenernährung (futterfixierte Katzen!) und menschliche Skepsis, die der Aufklärung weicht.
Diana: Seit wann gibt es nun schon den Futterservice Fulda und mit welcher Motivation wurde er ins Leben gerufen?
Annika: Der Shop existiert seit Anfang 2007. Damals ernährte ich auch schon meine eigenen Hunde und Katzen vegan und war dabei stets auf der Suche nach geeigneten Tiernahrungen. Mir fiel auf, dass es schwierig war, alles kombiniert in einem Shop zu finden, so dass man kaum einen Überblick darüber bekommen konnte, was der Markt an veganer Tiernahrung eigentlich hergab. So kam mir die Idee, einfach einen eigenen Shop zu gründen, der genau meinen Wünschen als vegan lebender Mensch, der auch Hunde und Katzen in seiner Obhut hat, entspricht.
Diana: Welche Rolle spielen Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein Deiner Meinung nach bei der Entscheidung, die im Haushalt eines Menschen lebenden Hunde und/oder Katzen vegetarisch oder vegan zu ernähren ?
Annika, Futterservice Fulda: Ich denke, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein sind genau die Faktoren, die einen Menschen dazu bringen bzw. bringen sollten, auch die bei ihm lebenden Hunde und Katzen vegan zu ernähren. Mit der Entscheidung, Hunde und Katzen bei sich aufzunehmen, zeigt man ja eigentlich bereits Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein für diese Tiere, und es ist nur konsequent dies auch auf alle anderen Lebewesen auszudehnen, inklusive auf Kühe, Hühner etc., die ansonsten zerkleinert in der Tiernahrung enden würden.
Diana: Wie aufgeklärt erscheint Dir Deine Kundschaft ?
Annika, Futterservice Fulda: Besonders stark aufgeklärt würde ich sagen. Das merke ich auch daran, wie eine oft sehr detaillierte Frage zu einem bestimmten Produkt von Seiten eines Kunden sogar mich manchmal verblüfft. Man merkt auch, dass die Kunden sich im Allgemeinen sehr gut informiert hatten, bevor sie damit anfingen, ihre Tiere vegan zu ernähren.
Diana: Wie oft erfährst Du von Deiner Kundschaft, dass es deren Schützlinge mit hauptsächlich pflanzlicher oder rein pflanzlicher Ernährung gesundheitlich besser geht ?
Annika, Futterservice Fulda: Es kommt ziemlich häufig vor, dass ich solche Rückmeldungen erhalte. Viele Kunden erzählen mir, dass ihr Hund/ihre Katze vor der Umstellung ein bestimmtes gesundheitliches Problem hatte, was sich nachher entweder stark verbessert hatte oder sogar ganz verschwunden war.
Diana: Wie sah es in den ersten Jahren mit der Skepsis der menschlichen Kundschaft aus ? Zeichnet sich heute eine größere Offenheit gegenüber vegetarischer und veganer Hunde- und Katzenernährung von menschlicher Seite aus ab ?
Annika, Futterservice Fulda: Ich würde sagen ja. Das liegt wahrscheinlich daran, dass zum einen mehr und mehr Informationen zur veganen Hunde- und Katzenernährung verfügbar sind und zum anderen, dass es jetzt auch schon zahlreiche Beispiele von Hunden und Katzen gibt, die bereits über viele Jahre vegan ernährt werden, so dass es für skeptische Menschen jetzt auch mehr und mehr sichtbar wird, dass Hunde und Katzen problemlos vegan ernährt werden können.
Diana: Es wird ja gerne vergessen, dass wir, wenn wir Fleisch essen oder „unseren“ Tieren verfüttern, ein anderes Individuum opfern. Heutzutage ist das nicht mehr nötig und dennoch geht die Ausbeutung ganz bestimmter Tiere immer noch weiter, wird teilweise schlimmer, während wir Hunde und Katzen auf Samt und Leder betten.
Worauf gründet Deiner Meinung nach die menschliche Skepsis bezüglich vegetarischer und veganer Hunde- und Katzenernährung ?
Annika, Futterservice Fulda: Ich denke, es handelt sich dabei quasi um die gleiche Skepsis, die es auch gegenüber der veganen Ernährung bei Menschen gibt.
In den Köpfen der Menschen geistern alle möglichen veralteten Vorstellungen und unreflektierte Vorurteile umher, die dann leider häufig auch noch von sogenannten „Hundeexperten“ oder „Katzenexperten“ oder auch Tierärzten bestätigt werden, die sich größtenteils noch nie mit veganer Hunde- und Katzenernährung auseinandergesetzt haben.
Und traurigerweise ziehen manche Menschen es vor, blind irgendwelchen „Expertenmeinungen“ zu vertrauen oder ihren eigenen, nicht auf Tatsachen begründeten Ideen, anstatt sich ausführlich über die Möglichkeit bzw. meiner Meinung nach sogar Notwendigkeit der veganen Hunde- und Katzenernährung zu informieren.
Diana: Welche Anforderungen stellt der Futterservice Fulda an Tierfutter und Leckerli ? Sind Eure Waren vollständig vegan oder gibt es Zweifel über die Herkunft mancher Inhaltsstoffe ?
Annika, Futterservice Fulda: Auf jeden Fall sind alle unsere Produkte vegetarisch bzw. sogar vegan, wenn es um die einzelnen Zutaten geht. Produkte, die z.B. Milch- oder Eiprodukte enthalten, würden wir niemals in unser Sortiment aufnehmen.
Allerdings gibt es manche „Grenzfälle“, wo z.B. das zugesetzte Vitamin D3 aus Schafswollfett als Ausgangssubstanz gewonnen wird oder wo wir es zumindest vermuten müssen, weil wir keine genaueren Informationen dazu erhalten können.
In diesen Fällen haben wir uns aber dazu entschieden, diese Produkte trotzdem in unser Sortiment aufzunehmen. Zum einen sind die prozentualen Anteile z.B. von dem besagten Schafswollfett, die für die Herstellung z.B. dieses Vitamins benötigt werden, extrem gering und in Zahlen kaum auszudrücken.
Zum anderen finden wir es sehr wichtig, eine breite Auswahl an Tiernahrungen bieten zu können, so dass es wirklich für jeden möglich wird, seinen Hund oder seine Katze auf vegetarische/vegane Tiernahrung umzustellen.
Fälle, in denen Menschen sich aus Mangel an einer geeigneten vegetarischen Tiernahrung für ihren Schützling wieder für eine fleischbasierte Nahrung entscheiden würden, würden für uns in diesem Fall schwerer wiegen.
Diana: Hältst Du die Gabe von Verdauungsenzymen für notwendig ? Menschen, die Rohkost-Fleisch-Fütterung befürworten, stützen sich unter anderem auf das Argument, dass nur rohe Nahrung Enzyme enthält. Wie kann man vegane Tierernährung diesbezüglich optimal gestalten ?
Annika, Futterservice Fulda: Es ist im Allgemeinen nicht nötig, den Fertignahrungen noch zusätzlich Enzyme zuzufügen. Die Hersteller achten darauf, dass die Nahrung für die Hunde und Katzen gut verdaulich ist, indem sie die Inhaltsstoffe entweder dementsprechend gestalten oder aber noch zusätzlich der Verdauung förderliche Zusätze beigeben.
Der Benevo Hundetrockennahrung wird beispielsweise prebiotische Oligofructose hinzugefügt, und die Pitti Boris Nahrung wird so hergestellt, dass dabei sogar eine Art Vorverdauung erzielt wird.
Wenn man trotzdem noch unsicher bezüglich der Verdaulichkeit ist, kann man beispielsweise noch „Prozyme Vegan“ der Firma HOANA [Anmerkung: auch VegePet genannt] zugeben, allerdings ist dies aus meiner Erfahrung heraus wirklich nicht notwendig.
Diana: Ist vegane Tierernährung der fleischhaltigen in irgendeiner Weise unterlegen ?
Annika, Futterservice Fulda: Meines Wissens ist sie dies in keinster Weise. Im Gegenteil scheint die vegane Tierernährung der fleischhaltigen sogar größtenteils überlegen zu sein.
Besonders wenn man von der meistverbreiteten Tierernährung mit Fleisch ausgeht, also fertig gekaufte Trocken- und Dosennahrung, möglichst noch die minderwertigste Variante, ist die auf dem Markt erhältliche vegane Tiernahrung allein schon von den Inhaltsstoffen her weit hochwertiger und weitaus eher auf die Bedürfnisse von Hunden und Katzen abgestimmt.
Der Markt der veganen Tiernahrung kann sicherlich noch sehr viel weiterentwickelt werden, und dies wird sicherlich in den nächsten Jahren auch passieren, aber auch jetzt schon ist die vegane Tiernahrung mindestens ebenbürtig mit der fleischhaltigen zu sehen.
Diana: Siehst Du Akzeptanzprobleme eher auf der menschlichen Seite oder bei den Hunden und Katzen ?
Annika, Futterservice Fulda: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Zögern oder Skepsis (auch unterbewusste) auf der menschlichen Seite häufig dazu führen, dass die Hunde und Katzen dann ebenfalls misstrauisch reagieren und die neue Nahrung schlechter akzeptieren. Wenn man positiv und überzeugt an die Sache herangeht, passiert es in den wenigsten Fällen, dass die Hunde und Katzen die vegane Nahrung wirklich ablehnen.
Natürlich ist oft auch Geduld gefragt, und wenn der Mensch diese dann nicht hat, weil er doch noch irgendwelche Restzweifel hat, kann es schwierig werden. Ich denke, die Hunde und Katzen brauchen zwar in manchen Fällen Zeit, um sich umzugewöhnen, aber wirkliche Akzeptanzprobleme auf ihrer Seite gibt es selten.
Diana: Wie kann man Hunden und Katzen, die fest auf eine bestimmte konventionelle, fleischhaltige Marke fixiert sind, den Umstieg erleichtern ?
Annika, Futterservice Fulda: Man wird normalerweise damit anfangen, die neue vegane Nahrung der gewohnten Nahrung unterzumischen und dann schrittweise den Anteil der veganen Nahrung zu erhöhen. Es kommt aber vor, dass manche Tiere, besonders Katzen, regelrecht „süchtig“ nach ihrer gewohnten fleischhaltigen Marke sind, z.B. auch weil Zucker oder bestimmte Aromastoffe enthalten sind, die die Katzen unnatürlich stark zu der Nahrung hinziehen.
In diesen Fällen müssen die Katzen praktisch entwöhnt werden, und meiner Erfahrung nach ist da eher die „radikale Methode“ angemessen, sprich: Falls die Katze z.B. gar nicht probieren möchte und immer nur um die neue Nahrung herum isst, lieber die alte Nahrung ganz weglassen und konsequent nur die neue vegane Nahrung anbieten.
Ich habe schon häufig erlebt, dass die Katzen sich erst mal an den neuen Geschmack gewöhnen und von dem alten entwöhnt werden müssen. Aber dann geht es oft ganz schnell, und die Katzen fangen an, die neue vegane Nahrung richtig gerne zu mögen.
Zusätzlich kann man auch das bei uns im Shop erhältliche Aroma-Spray ausprobieren. Es gibt der Nahrung ein „Huhn“-Aroma und kann gerade Katzen, die von Natur aus besonders stark nach dem Geruch gehen und weniger nach dem Geschmack, dazu bringen, die neue Nahrung zu probieren.
Diana: Gibt es bestimmte Lieblingsartikel bei der menschlichen Kundschaft ?
Annika, Futterservice Fulda: Der absolute „Renner“ bei der menschlichen Kundschaft sind wohl die veganen „Schweineohren“. Diese rein pflanzlichen Kauartikel sehen einfach täuschend echt aus und werden auch von den Hunden sehr geschätzt, so dass sie gerne als kleines Extra zur normalen Komplettnahrung bestellt werden.
Diana: Was war das schönste Feedback, das Du bislang von Kunden erhalten hast ?
Annika, Futterservice Fulda: Da gibt es eigentlich keines, was ich besonders herausstellen kann.
Ich höre einfach sehr oft Aussagen wie „Schön, dass es euch gibt!“, „Ich bin so froh, dass ich euch gefunden habe!“, „Danke für diesen tollen Shop!“ usw.
Das freut mich natürlich sehr, weil ich sehe, dass es auch andere vegetarisch/vegan lebende Menschen gibt, die genau wie ich damals nach einem solchen Shop gesucht haben und ihn jetzt durch mich finden können.
Desweiteren höre ich immer gerne, dass sich Hunde oder Katzen gesundheitlich sehr zum Positiven entwickelt haben, seit sie auf die vegane Ernährung umgestellt wurden. Ein Hund beispielsweise hatte durch eine Fleischunverträglichkeit fast sein ganzes Fell verloren. Er wurde dann ausschließlich mit der Feuchtnahrung Benevo Duo ernährt und hat sich dadurch rasant erholt.
Diana: Ein herzliches Dankeschön an Annika für Ihre Zeit und Mühe und weiterhin viel Erfolg mit dem Futterservice Fulda.